Zum Leserbrief des Herrn Fuchs aus Ravensburg vom 22. April 2021 in der Bildschirmzeitung

Dieter Fuchs bezweifelt in seinem Leserbrief die Aussage von Dr. Wolfgang Hübner, dass in Deutschland alle 1,8 km ein Windrad stehen müsste, wenn wir unseren Stromverbrauch komplett aus Windkraft decken wollen.

Hans-Joachim Schodlok belegt mit einer einfachen Rechnung dem Abstand von 1,8 km.

Einfache Rechnung

Gesetzt den Fall, dass die 1000 von Grün-Schwarz geplanten Windkraftanlagen in 5er-Gruppen angeordnet würden, ergäben sich 200 Standorte. In Baden-Württemberg gibt es 35 Landkreise. Im Schnitt kämen dann fast sechs 5er-Gruppen auf einen Landkreis. Bedenkt man, dass es in Ballungsgebieten und aufgrund anderer Widrigkeiten (Windarmut) da und dort keinen Sinn macht, Windkraftanlagen (WKA) zu errichten, hätten manche Landkreise einen Besatz von zehn und mehr 5er-Gruppen zu ertragen.

Und hier nun die etwas komplexere Rechnung. In seinem Leserbrief wirft Herr Fuchs Herrn Dr. Hübner vor, er habe sich um den Faktor 10 verrechnet. Überprüfen wir doch die Berechnungen des Herrn Dr. Hübner und die des Herrn Fuchs und des Naturschutzbundes (Nabu), auf die sich Herr Fuchs bezieht:

Statistische Angaben:
Fläche Deutschland: 357.386 qkm
Jahresstunden: 8760
Jahresstromverbrauch in  Deutschland (2020): 544 TWh
Umrechnung: 1 TWh = 1000.000 MWh
1 MW = 1000 KW
Durchschnittliche WKA-Generatorgröße 2020 / 2021: 3 MW, geschätzt.

Durchschnittliche Stromerzeugung pro WKA in Deutschland: 20 % der Nennleistung.

3 MW x 8760 h =  26.280 MWh. Das würde nur gelten, wenn bei uns der Wind ganzjährig optimal wehen würde und es nicht zu Wartungsarbeiten oder sonstigen Störungen kommt.

Fachbegriff: Voll-Laststunden. Er ergibt sich aus der gemessenen Stromproduktion in KWh pro Jahr und der Berechnung, wie lange eine Anlage bei 100 % ihrer Nennleistung laufen müsste, bis die tatsächliche Stromproduktion erreicht ist. In Baden-Württemberg lag der Durchschnittswert aller WKA bei 1858 Voll-Laststunden. Dies würde, sofern diese vermutlich von der EnBW stammenden Werte zuverlässig sind, einem Jahresnutzungsgrad von ca. 21 % entsprechen.

Und nun die Kernfrage: Wieviele WKA benötigten wir in Deutschland, um den gesamten Stromverbrauch des Jahres 2020 theoretisch (ohne Spitzenlast- und Speicherproblem) über Windkraft abzudecken?

Herr Dr. Hübner ging von durchschnittlich 20 % Jahresnutzungsgrad (entspricht 1770 Voll-Laststunden) und duchschnittlich 3 MW Generatorleistung aller WKA in Deutschland aus:

26.280 MWh x 20 % = 5256 MWh = 0,005256 TWh

Jahresstromverbrauch Deutschland 2020: 544 TWh (Quelle: Statistika).
544 TWh : 0,005256 TWh = 103.501 WKA.
Fläche BRD: 357.386 qkm : 103.501 WKA = 3,45 qkm/WKA.
Quadratwurzel aus 3,45 = 1,86 (km).

Also ist die Berechnung von Herrn Dr. Hübner im Rahmen der statistischen Unschärfe der verfügbaren Daten zutreffend, dass in Deutschland alle 1,8 km eine WKA der zugrundegelegten  Größe stehen müsste, wenn wir unseren Stromverbrauch komplett aus Windkraft decken wollten! Das ist eine theoretische Annahme. Selbstverständlich erwartet von uns niemand, dass ein derartiges Wahnsinnsprojekt so umgesetzt wird.

Selbst wenn man berücksichtigt, dass neuere Anlagen eine installierte Leistungen zwischen ca. 4 MW und ca. 7 MW aufweisen, käme der Flächenbesatz einer Totalindustrialisierung gleich. Auch, weil durch die Praxis erwiesen ist, dass sich WKA, wenn sie zu dicht stehen, gegenseitig einen Teil der Windenergie wegnehmen.


Hans-Joachim Schodlok
Bürgerinitiative Landschaftsschützer Oberschwaben/Allgäu e.V.
Bad Wurzach

Nachtrag Reinhold Mall:
Zu einem ganz ähnlichen Abstand kommt Dr. Detlef Ahlborn in einer groben Abschätzung mit Daten aus 2018: