Unsere Landschaft
Denkmalschutz
Höchst raumwirksam
Im Planungsausschuss des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben wurden am 30. November in Bad Saulgau Eckpunkte für die Windkraftentwicklung in unserer Raumschaft festgeklopft. Verstörend: Schloss Zeil wurde nicht als schützenswertes Denkmal deklariert – im Gegensatz zu Schloss Wolfegg.
Die alten Rittersleut‘ hatten einen Blick für die guten Wohnlagen. Eine exponierte Höhenlage sollte es schon sein – selbstredend zuallererst der Sicherheit wegen. Aber Sehen und Gesehenwerden – das war für Repräsentationsbauten zu allen Zeiten eben auch ein wichtiges Kriterium.
ERFOLG: Die Landschaftsschützer hatten an das Landesdenkmalamt geschrieben und sind hocherfreut, dass Schloss Zeil inzwischen zur Liste der höchst raumwirksamen Denkmäler zugefügt wurde.
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Das Wurzacher Becken ist von seiner Geologie her etwas Besonderes. Durch das Zusammenwirken vieler geologischer Vorgänge ist das Becken entstanden. Die erdgeschichtlichen Formen sind weitgehend bewahrt. Die Schutzwürdigkeit des Gebietes wurde im Europadiplom und durch Gerichtsurteile bestätigt.
Panoramaschwenks über das Wurzacher Ried und die Beckenrändern
Auf das Foto klicken, dann wird das gesamte interaktive Panorama geöffnet.
Im Ausschnitt aus dem Panorama sieht man die Kirche Eintürnenberg. Beim Pfeil beginnt der geplante Windpark im Alttanner Wald mit 3-4 Windräder mit einer Höhe von 261 Meter. Aufnahmeort Sonnenberg bri Friedlings.
Im Panorama kann auf das Kartensymbol geklickt werden und es erscheint eine zoombare Karte mit links zu weiteren Panoramen
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Zu sehen ist das Wiedervernässungsgebiet mit Grabener Höhe, der Hochmoorschild mit Unterschwarzach, Dietmanns, der Riedsee, die Haidgauer Ach, Bad Wurzach und der Beckenrand, auf dem Windräder errichtet werden sollten.
Filme über unsere Landschaft
In unsere außergewöhnliche Wurzacher Landschaft entstanden viele Filme. Nachfolgend ein Filmausschnitt aus „Der Südwesten von oben – Unsere Seen“.
Anmerkung: Die Biberaufnahme von 4:33 bis 4:40 wurden von Reinhold Mall aufgenommen.
Umrisse des Wurzacher Beckens
Das Wurzacher Becken ist begrenzt durch die Endmoränen der Würmeiszeit (gelb), dem Haisterkircher Rücken, Ziegelberg und den Endmoränen der Risseiszeit (rot).
Im Altanner Wald zwischen Altann, Gewerbegebiet Wolfegg, Weitprechts und Gaishaus ist ein Windpark geplant. Siehe rote Markierung.
Das Wurzacher Becken eine besondere geologische Einheit
¹ Oberschwaben Naturnah; Jahresheft 2006; erhältlich beim Naturschutzzentrum Wurzacher Ried.
In der Zeitschrift OBERSCHWABEN NATURNAH ¹ hat Karl-Heinz Maier die Entstehungsgeschichte des WURZACHER BECKENS beschrieben. Dankeswerterweise hat der Herausgeber und der Autor zugestimmt, dass wir den Zeitschriftenartikel auf unserer Internetseite veröffentlichen dürfen.
„An der Nordost-Grenze des württembergischen Allgäus liegt eine Landschaft von besonderem Reiz, das Wurzacher Becken. Durch die Verlängerung des Europadiploms für das Wurzacher Ried wurde die Sonderstellung dieses Naturraumes aufs Neue hervorgehoben und bestätigt. In diesem Zusammenhang mag auch die Frage in den Vordergrund drängen, welches geologische Umfeld das Wurzacher Moor entstehen lassen konnte. Die erdgeschichtlichen Entwicklungen dieses Raumes werden daher im Folgenden nachgezeichnet.“
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Animation zur Entstehung des Wurzacher Beckens
Von Ustill – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51841022
https://de.wikipedia.org/wiki/Wurzacher_Ried#/media/Datei:Wurzacher-Ried_Wuerm-Zeit_Endmoraenen-Stausee.jpg
In der Ausstellung „MoorExtrem“ des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried wird eine Animation zur Entstehung des Wurzacher Beckens gezeigt. Die Animation wurde von Prof. Dr. Andreas Schwab und Stefan Meiershofer (PH Weingarten) in Zusammenarbeit mit Franz Renner (Naturschutzzentrum Wurzacher Ried) sowie mit fachlicher Beratung durch Dr. Dietrich Ellwanger (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau) erstellt.
Zur Animation: Hier
Auf wikipedia wird ein Bild aus der Animation mit dem Eisstand in der Würmeiszeit gezeigt (siehe Bild oben) mit nachfolgender Erläuterung:
- Ustill – Eigenes Werk
Graphik zur geologischen Entwicklung des Wurzacher Rieds, Oberschwaben, Baden-Württemberg ab dem Mittleren Pliozän. Die braunen (Hoßkirch-Eiszeit), orangenen (Riß-Eiszeit) und grünen (Würm-Eiszeit) Linien zeigen geologisch nachgewiesene Endmoränen von Eisständen des jeweiligen Eisvordringens. Der Rheingletscher der Würm-Eiszeit erreichte etwa vor 23Tsd. Jahren seinen Höchststand (kräftig grüne Linie). Zwischen dem Außenwall des Würm-Gletschers und dem Innenwall des Riß-Gletschers war nunmehr das seit dem Hoßkirch-Gletscher tief ausgeschürfte Zungenbecken komplett eingeschlossen. Der einzige Auslass dieses Endmoränen-Stausees ist die von Bad Wurzach nach Süden fließende Wurzacher Ach (blaue Linie). Durch die Akkumulation von Sanden und Schotter vor den Würm Gletscherrändern wuchsen die Schotterebenen, die Seefläche wurde kleiner und flacher. Die Schmelzwasser der Gletscher ließen den Wasserspiegel ansteigen. Bohrmessungen ergaben, dass der Fels heute erst ca. 300m unterhalb der Oberfläche angetroffen wurde. Durch Verlandung ist das heutige Wurzacher Ried, ein 18km2 großes Moor, überwiegend Hochmoor, entstanden. Die abgebildete Morphologie entspricht einem aktuellen digitalen Geländemodell.
Relief Wurzacher Becken
Das Relief lässt sich vergrößern und verschieben
Moore in Oberschwaben
VHS Vortrag mit Dr. Jochen Tham
Oberschwaben und das württembergische Allgäu sollen ein Biosphären-Schutzgebiet bekommen (21.4.2021)
In Oberschwaben könnte es ein Biosphärengebiet geben. Das ist Gegenstand der grün-schwarzen Koalitionsverhandlungen in Stuttgart. Offensichtlich können sich sowohl Grüne als auch die CDU ein solches Gebiet im Landkreis Ravensburg und darüber hinaus vorstellen.
Das Bundesamt für Naturschutz zählt unsere Landschaft zu den „bedeutsamen Landschaften in Deutschland“:
Dünn besiedelter Höhenzug der Adelegg mit zahlreichen Tobeln, nach Wüstungs- und Wiederbewaldungsprozessen unter Wald konservierten historischen Kulturlandschaftselementen und dem Schwarzen Grat, dem mit 1118 m ü. NN höchsten Berg Württembergs; glazialer Formenschatz in lehrbuchhafter Ausprägung, zahlreiche Moore und Seen, Isnyer Moos (Wiesenwässerung); viele Zeichen der Volksfrömmigkeit wie Prozessionen, Wallfahrten, Bräuche, Kapellen und Feldkreuze, auch bedingt durch Streusiedlungsstruktur; Altstädte von Wangen, Leutkirch und Isny, allesamt ehemalige Freie Reichsstädte (die in Bayern mit Memmingen, Kempten und Kaufbeuren ihre Fortsetzung finden); Wurzacher Ried (Europadiplom), dessen weithin noch unberührter Kernbereich heute als das größte zusammenhängende und noch intakte Hochmoor Mitteleuropas gilt
Landschaft mit hoher Bedeutung für das natürliche und kulturelle Erbe als
- Naturlandschaft: kleinflächig (Hochmoorschild des Wurzacher Riedes)
- historisch gewachsene Kulturlandschaft
- naturnahe Kulturlandschaft ohne wesentliche Prägung durch technische Infrastruktur: voralpine Gebirgslandschaft der Adelegg
Europadiplom schützt die Landschaft "Wurzacher Becken"
Auszug aus der Verlängerungsurkunde 1999 für das Europadiplom
Nr.5 „Das Wurzacher Ried und seine bewaldeten Moränenhügel sollen als einzigartige unteilbare Landschaft“ behandelt und jegliche kurzzeitige Verunstaltungen oder andauernden Eingriffe vermieden werden.“
Auszug aus der Verlängerungsurkunde 2004 für das Europadiplom:
Nr.6 „Die Integrität des Gebietes ist durch die Behandlung des Rieds und des Moränenrückens – einschließlich der Hügel der Riss-Eiszeit – als Gesamteinheit zu bewahren. Jedwede Nutzung der Hügel, die die Landschaft verunstalten würde (einschließlich Steinbrüche, große Windräder und Windkraftanlagen, kommerzielle Solaranlagen), sollten verboten werden.“
Auszug aus der Verlängerungsurkunde 2019 für das Europadiplom
Nr.6 „die Integrität der Landschaft rund um das Becken von Bad Wurzach zu erhalten und den Bau technischer Infrastruktur auf den Hügeln und Bergkuppen im Sichtbereich des Wurzacher Riedes zu vermeiden.“
Jubiläumsveranstaltung 30 Jahre Naturschutzzentrum + 50 Jahre Europadiplom mit deutlichen Hinweisen auf einen möglichen Entzug der Auszeichnung (2015)
In der Rede von Tatjana State-Masson (Europarat Straßburg) waren auch kritisch-warnenden Hinweise zu hören. Sinngemäß waren dies folgende Ausführungen: Das Europadiplom als höchste europäische Auszeichnung eines Gebietes im Natur- und Landschaftsschutz bedarf der unentwegten Bemühungen zu seiner Fortentwicklung. Das Diplom wurde auch schon entzogen, wenn sich die Beliehenen in ihrem Handeln dieser Auszeichnung nicht würdig erwiesen haben. Auch können nicht angemeldete Kontrolleure zwischen den festen Besuchsintervallen entsandt werden, sollte es Anzeichen von Entwicklungen geben, die das Diplom gefährden könnten. Frau State-Masson waren die mehr oder minder konkreten Windkraftpläne von Bad Waldsee, aus der eigenen Gemeinde (Raum Arnach-Humberg usw.) und die verhängnisvolle Entscheidung der Stadt Leutkirch, ein gemeindliches Vorranggebiet am Tor zum Wurzacher Becken nahe Bauhofen zu benennen, bekannt. Diese für eine Jubiläumsveranstaltung ungewöhnlichen Passagen ihrer Rede dürften auf diesen Umstand zurückzuführen sein. H.-J. Schodlok
Gerichtsurteile zum Wurzacher Becken
VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 11.04.2003 - 5 S 2299/01
Im Urteil zum Kiesabbau zwischen Dietmanns und Rupprechts wird auch die Ausdehnung des Wurzacher Beckens angesprochen. Das Wurzacher Becken schließt die äußere Rissmoräne mit ein. Das Becken reicht also bis nach Rupprechts. Verwiesen wird auch auf die Empfehlung zum Europadiplom, dass die Moränenhügel als „einzigartige unteilbare Landschaft behandelt und jedliche kurzeitige Verunstaltungen oder andauernden Eingriffe (wie Abbaustellen) vermieden werden.“
Quelle: https://openjur.de/u/377101.html
Daraus:
28 … Dementsprechend wendet die Antragstellerin in der Sache auch nur ein, dass die schutzwürdige Formation des „Wurzacher Beckens“ an dessen Rand, nämlich auf dem Kamm der ersten das Becken umgebenden Hügel- und Moränenkette, ende und dass das nördlich hiervon liegende „Langholz“ deshalb topografisch-geomorphologisch nicht mehr Bestandteil des Beckens sei; auch die Sichtbeziehungen rund um das „Wurzacher Becken“ erfassten nicht (mehr) das „Langholz“, insbesondere nicht (mehr) den Bereich des geplanten Kiesabbaus, da sich die Ebene zwischen den Gemarkungen Dietmanns und Rupprechts insgesamt als leichte Senke darstelle. Demgegenüber hat Herr M. (Lehrer und Geologe) als fachkundige Auskunftsperson sowohl in seiner dem Schriftsatz des Landratsamts Ravensburg vom 19.12.2001 als Anlage beigefügten Stellungnahme (Teil 1 und Teil 2) wie auch in der mündlichen Verhandlung vor dem Senat anschaulich die Entstehung des „Wurzacher Beckens“ während der Riss-Eiszeit erläutert: Bildung des äußeren Moränenkranzes (Endmoränen-Doppelwall) durch den sich u.a. bis zur Höhe von Rupprechts vorschiebenden „Rotlobus“, eine Zunge des östlichen Rheingletschers, in einer ersten Phase und – nach einer wärmeren Zwischenzeit bei abermaligem Absinken der Durchschnittstemperaturen – Bildung der Moräne u.a. bei Dietmanns in einer zweiten Phase (Welle) unter Einlagerung von Schuttmaterial in das seit der ersten Phase definitiv umgrenzte „Wurzacher Becken“. Dass der hiervon betroffene und von der einstweiligen Sicherstellung erfasste Bereich zwischen Dietmanns (Phase 2) und Rupprechts (Phase 1) danach geologisch wie geomorphologisch Bestandteil des riss-eiszeitlich angelegten „Wurzacher Beckens“ ist, hat auch die Antragstellerin in der mündlichen Verhandlung nicht mehr angezweifelt. Weshalb diese Eigenart der „Moränenlandschaft des Wurzacher Beckens“ nicht i. S. des § 22 Abs. 1 Nr. 3 NatSchG durch eine Schutzgebietsausweisung – und eine korrespondierende Sicherstellungsverordnung – soll erhalten werden können, vermag der Senat nicht zu erkennen. Hierfür ist unerheblich, wie deutlich die Moränenformationen in der Landschaft von verschiedenen Standpunkten aus wahrnehmbar sind, ob es Blickbeziehungen vom „Wurzacher Ried“ selbst zur Senke zwischen Dietmanns und Rupprechts mit dem Grundstück der Antragstellerin gibt und ob diese Senke selbst – für sich betrachtet – eigenartig oder vielfältig i. S. von § 22 Abs. 1 Nr. 3 NatSchG ist, wie dies die Antragstellerin in Abrede stellt. Dass dem einstweilig sichergestellten Landschaftsteil nicht jegliche Schutzwürdigkeit abgesprochen werden kann, belegen auch die Empfehlungen des Europarats für die Verlängerung des Europa-Diploms „Wurzacher Ried“ 1999. Nach deren Nr. 5 sollten das „Wurzacher Ried“ und die bewaldeten Moränenhügel als „einzigartige unteilbare Landschaft“ behandelt und jegliche kurzzeitigen Verunstaltungen oder andauernden Eingriffe (wie Abbaustellen) vermieden werden. Damit trägt die geplante Schutzgebietsausweisung auch dieser europarechtlichen „Vorgabe“ Rechnung. Somit war der betreffende Landschaftsteil auch taugliches Substrat der umstrittenen Sicherstellungsverordnung.
VG Sigmaringen Urteil vom 30.11.2011, 4 K 637/10
OGI auch aus Landschaftsschutzgründen nicht genehmigungsfähig
Aus der Pressemitteilung des VG Sigmaringen:
…. Schließlich sei in der Studie auch die Bedeutung und der Wert der Landschaft der Haidgauer Heide und des Wurzacher Beckens unzutreffend eingeschätzt worden.
Aus der Urteilsbegründung:
82 ….. „Der auch während des Augenscheins vom Gericht festgestellte herausgehobene landschaftliche Wert dieser besonderen postglazialen Landschaft, die Zugehörigkeit zum Wurzacher Becken mit, für den interessierten und informierten Betrachter, deutlichen Bezügen zum Wurzacher Ried und zum Rohrsee, und das beeindruckende Landschaftsbild werden bei einer derart verengten, die ebenen Ackerflächen fokussierenden Betrachtung ausgeblendet. In der Folge werden auch die Auswirkungen der Realisierung des Vorhabens auf die Landschaft und das Landschaftsbild falsch, nämlich nur nach der Bedeutung des Vorhabens für die lediglich wahrgenommene, strukturarme, eintönig wirkende, ebene Ackerfläche beurteilt und insofern als ausgleichbar und verträglich eingeschätzt. Diese Bewertung ist falsch und mit dem hohen Wert der Landschaft und dem beeindruckenden Landschaftsbild des Wurzacher Beckens nicht zu vereinbaren. Das Gericht folgt hinsichtlich der Bewertung des Werts der Landschaft, nach Einnahme des Augenscheins und einem Blick von der Anhöhe unterhalb des Gehöfts Fischers über das Wurzacher Becken bis zum Wurzacher Ried und über den Rohrsee hinweg der Bewertung in den Teilregionalplänen „Oberflächennahe Rohstoffe“ von 2003 und „Windenergie“ von 2006 des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben. In diesen Teilregionalplänen wird zurecht angenommen, dass es sich beim Wurzacher Becken mit dem Wurzacher Ried und der Haidgauer Heide um einen einheitlichen landschaftlichen Bereich handelt, der wegen seiner für den interessierten und informierten Betrachter nachvollziehbaren geomorphologischen Beschaffenheit und wegen des hochwertigen Landschaftsbildes insgesamt besonders schutzwürdig ist.“
(Hervorhebungen durch R.Mall)
Ausführliche Urteilsbegründung beim Verwaltungsgericht Sigmaringen hier ansehen.
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz zu Windrädern um das Wurzacher Ried (2011)
Auszug aus dem Brief an uns:
“ Der Europarat hat das Prädikat Europadiplom für das Wurzacher Ried verliehen, weil das geschützte Gebiet auf Grund seiner biologischen oder geologischen Vielfalt und seines Landschaftsbildes von außergewöhnlichem europäischen Interesse ist. Der Europarat hat dem Land mit seinem Empfehlungen, die mit der Verlängerung des Europadiploms verbunden sind, regelmäßig aufgegeben, auch auf eine optische Unversehrtheit de Landschaft zu achten.“
Vogelschutz im Wurzacher Becken
Tabuzonen für Windkraftanlagen. (Ein Auzug aus Ornika 2012)
Aus naturschutzfachlicher Sicht gibt es im Landkreis Ravensburg zwei nahe beieinander liegende Tabuzonen für Windkraftanlagen, das Wurzacher Ried und den Rohrsee. In Bad Wurzach besteht eine Bürgerinitiative (BI) „Landschaftsschützer Bad Wurzach“. Die Schwäbische Zeitung berichtet am 12.08.2011 über die bei einer Tagung dieser BI vorgebrachten Argumente. An erster Stelle steht demnach die Befürchtung, dass das Wurzacher Ried seine Auszeichnung mit dem Europadiplom verliert. Diese Auszeichnung wurde bislang alle fünf Jahre und wird künftig alle zehn Jahre neu vergeben.
„Das Wurzacher Becken mit dem Europadiplomgebiet Wurzacher Ried und seinen umgebenden eiszeitlichen Höhenrücken gilt heute in seiner Gesamtheit und Eigenart als besterhaltene eiszeitliche Beckenform im Rheingletschergebiet. Herausragend ist das landschaftlich prägende Erscheinungsbild der nahezu geschlossenen Moränenwälle der letzten drei Eisvorstöße des Rheingletschers, der Mindel-, Riss- und Würmeiszeit, mit der im westlichen Beckenbereich sich erstreckenden größten Toteislandschaft in Oberschwaben. Diese geomorphologische Einzigartigkeit in Verbindung mit den eingebetteten Naturschutzgebieten Wurzacher Ried und Rohrsee unterstreicht die höchste Wertigkeit dieses Landschaftsraumes.“ (Horst Weisser, Leiter des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried).
In früheren Verlängerungsurkunden für das Europadiplom heißt es sinngemäß: Das Wurzacher Ried und die bewaldeten Moränenhügel sollten als einzigartige, unteilbare Landschaft behandelt werden, in die nicht eingegriffen werden darf. Dies bedeutet ein Tabu für Windkraftanlagen im gesamten Bereich, auch auf der dem Becken abgewandten, für Windkraftanlagen oft besonders geeigneten Seite. Die BI befürchtet sicher zu Recht, dass eine mögliche Aberkennung des Europadiploms nicht nur direkte Auswirkungen auf Tourismus und Kurwesen, sondern darüber hinaus auf die Wirksamkeit von Werbung für den gesamten örtlichen Kurbetrieb haben würde.
Für eine Tabuzone um den Rohrsee spricht außerdem, dass sich dort bedeutende Trittsteine für ziehende Vögel befinden. Direkt am Rohrsee wie auch in der näheren Umgebung errichtete Windkraftanlagen würden eine Barriere darstellen, welche die Funktion des Rohrsees möglicherweise sehr stark entwerten würde. Zudem wäre auch hier das Europadiplom für das Wurzacher Ried in Gefahr. Diese Befürchtung besteht umso mehr, als im vorliegenden Genehmigungstext unter anderem auch auf den Maisanbau in den Randbezirken und den wünschenswerten Rückbau der Straße durch das Ried Bezug genommen wird, ebenso wie auf die starke Zunahme von Hochspannungsleitungen im umliegenden Gebiet als Landschaft zerstörendes Element, und die Verpflichtung angemahnt wird, die Anträge auf unterirdische Verlegung der Leitungen weiterhin zu stellen, selbst wenn die Kosten hoch sind.
Bei diesen strengen Kriterien haben Windkraftanlagen hier absolut keinen Platz.
Hervorhebungen durch R.Mall
Quelle:
Ornika
Jahresbericht über ornithologische Beobachtungen im Kreis Ravensburg
ISSN 1439-8435
24. Jahrgang 2012
Berg: Verlag Sepiola 2012
Große Vogelschwärme im Wurzacher Becken
Im Frühjahr und Herbst suchen große Starenschwärme das Wurzacher Becken auf, um dort einen sicheren Schlafplatz zu finden. Die Stare haben die Wintermonate vor allem im Mittelmeerraum, im atlantischen Westeuropa oder in Nordwestafrika verbracht. Anfang Februar begann ihre Rückreise.
Damit das Schauspiel wenigstens ansatzweise erfasst werden kann, wurden relativ viele „Sturzflüge“ ins Schilf im Film belassen.
Ornithologen sehen in der Errichtung von Windrädern auf dem Wurzacher Beckenrand als ein besonders negatives Beispiel für die Abriegelung eines Vogelrastgebietes. Das Wurzacher Ried gehört zusammen mit dem Rohrsee zu den bedeutenden Trittsteinen ziehender Vögel. Mit dem Errichten von Windrädern würde man die Zugvögel zum Ausweichen zwingen und somit national wichtige Rastgebiete wertlos machen.
Sehr seltener Schlangenadler im Wurzacher Ried
Wiederholt hielt sich längere Zeit ein seltener Schlangenadler im Wurzacher Ried auf. Er ernährt sich hauptsächlich von Schlangen. Früher war der Schlangenadler in Deutschland sogar Brutvogel. Inzwischen ist er ein seltener Zugvogel.
Der Schlangenadler konnte von den ortsansässigen Vogelbeobachtern über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Die Sichtungen wurden erst jetzt veröffentlicht, um zu vermeiden, dass zu viele Beobachter angelockt werden und auch in den besonders geschützten Bereich des Wurzacher Riedes eindringen.
Andrea Hagenlocher hat ihre Schlangenadlerbeobachtungen in einem sehr ausführlichen Bericht auf der Homepage der „Bürgerinitiative Lebenswerter Haistergau“ veröffentlicht.
Zum Bericht: hier klicken