Landschaftsschützer: Einladung an Herrn Dr. Walz zu einer Mahnwache auf einem Baumcamp

Aitrach/Treherz – Wie wir seinem Leserbrief  ( Leserbrief zum Bericht vom 9. Januar 2021: Baumbesetzer ) entnehmen können, möchte Herr Dr. Walz bei Bad Waldsee oder Bad Wurzach auf Bäume steigen, um gegen Kiesabbau, Landschaftszerstörung, Landschaftsverbrauch, zügellosen Individualverkehr und, ganz allgemein, gegen den unverantwortlichen Umgang mit unserer Umwelt zu protestieren. Bei diesem Vorhaben wollen wir ihn gerne unterstützen.

Auch in unserem Nahbereich bei Aitrach sind, ähnlich wie im Altdorfer Wald, einige brutale Eingriffe geplant. Auf dem Höhenkamm oberhalb des Illertales, auf der Gemarkung Pfänders, beabsichtigt die ENBW zwei der derzeit weltgrößten Windkraftanlagen Vestas V162 mit einer Gesamthöhe von 250 m zu errichten. Zweimal ca. 7000 t an Beton, Stahl, Kunststoff und sonstiger Technik sollen dort im Gemeindewald „umweltfreundlich“ eingebaut werden. Ganz zu schweigen von Neodym, einem magnetischen Werkstoff, der mit vielen Umweltverbrechen, vor allem in China, in Zusammenhang steht. (siehe youtube: „Des schmutzige Geheimnis der sauberen Windräder“ https://www.youtube.com/watch?v=gcP2Afp7xnE

Wenn von hunderten Litern von Getriebeöl aus einer solchen Anlage eine „Kleinigkeit“ ausläuft und Grundwasser und Trinkwasser gefährdet, dann kommt ein Beauftragter der ENBW zum Abputzen?

Wen soll es da schon groß stören, dass zwei Bauernhöfe nur ca. 700 m von den geplanten Standorten entfernt sind und eine Familie das Rauschen und Gebrumme der Anlagen auf ca. 560 m zu ertragen hätte. Böswillige Ignoranten wollen einfach nicht erkennen, dass die Betroffenen Opfer für die Energiewende und das Wohl der Gemeinde zu bringen haben.

Das mit dem Infraschall ist doch nur alles an den Haaren herbeigezogen, sagt die ENBW. Das werden voraussichtlich auch die im Sold der ENBW oder unseres taffen Umweltministers stehenden „Spezialisten“ den Bürgern Aitrachs erklären. Wen ficht es dann an, dass weltweite Forschungsberichte Gegenteiliges aussagen.

Bruthorste von 9 Rotmilanen, 5 Schwarzmilanen, 1 Wespenbussard und 1 Uhu hat ein von der ENBW beauftragtes Umweltbüro innerhalb der Suchradien gefunden. Bei erfolgreicher Brut sind das zusammen mit den Altvögeln ca. 45 Großvögel, die, ggf. mit Zustimmung des Bürgermeisters und des Gemeinderates, zum Schreddern freigegeben werden. Das eine Schwarzstorchpaar, das dort gelegentlich vorbeifliegt, hat halt Pech gehabt. Macht nichts, sagt die ENBW. Hauptsache, es gibt irgendwo noch eine „Quellpopulation“, um die Schredderopfer zu ersetzen. Dass man diese nach nationalem und EU-Recht nicht umbringen darf, wen stört so etwas schon?

Ein mit „Staatsknete“ alimentiertes Büro mit dem Auftrag im Rahmen eines angeblich gleichberechtigten Dialogs die Bürger weichzukochen. Früher nannte man das Propaganda und Agitation. Diese Damen und Herren werden den Bürgern Aitrachs vermutlich erklären, dass die Pläne der ENBW ein wahrer Glücksfall für die Gemeinde Aitrach sind. Schließlich seien sie alternativlos, denn auch Sie, die Bürger Aitrachs, müssen Ihren Beitrag zur Rettung der Erde vor dem nahen Hitzetod und zur Konsolidierung der Finanzen von Projektentwicklern und Anlagebetreibern leisten.

Sollte die ENBW die Rechte an der Anlage nach Fertigstellung veräußern, könnten das andere Kapitalgeber an ihre Stelle treten, auf die dann der Zugriff im Haftungsfalle erschwert ist. Selbstverständlich wird man Ihnen versichern, dass auch diese neu hinzukommenden Vertragspartner sich völlig uneigennützig um das Wohl der Gemeinde Aitrach und seiner Bürger verzehren. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass man Ihnen das Fell über die Ohren zieht. Auf unseren Rat hin hatte der Aichstettener Gemeinderat seinerzeit gegen den Widerstand des Bürgermeisters einen Fachanwalt mit der Beratung beauftragt. Es zeigte sich, dass dessen Expertise sich erheblich von der der Projektentwickler unterschied.

Leider stehen Umweltverheerungen durch Windkraftanlagen nicht im Pflichtenheft des Herrn Dr. Walz. Es sei denn, er hätte sich vom Saulus zum Paulus gewandelt. Die für Bad Waldsee vorgesehenen Anlagen waren ja schließlich sein Herzenswunsch.

Herr Dr. Walz muss, folgt er meiner Einladung, nicht auf einen Baum klettern. Ich biete ihm die Möglichkeit einer zeitlich unbegrenzten Mahnwache für Milane und andere Großvögel, aber auch für die Menschen, die in diesem Bereich leben, an. Ort: Eine Jagdkanzel, ganz in Sicht- und Hörweite und im Schattenschlagbereich der beiden geplanten Anlagen bei Treherz/Pfänders. Nur ca. 100 m entfernt befindet sich ein alter, aber gepflegter Bildstock, der daran erinnert, dass es sich hier um einen historischen Pilgerweg handelt, aus einer Zeit, als den Menschen Natur und Landschaft noch heilig waren und sie nicht nach den „Silberlingen“ des Judaslohnes einer Gewinnbeteiligung lechzten. Also ein Ort der Kontemplation! Diese könnte Herrn Dr. Walz guttun.

Hinweis: Liebe Leser, bitte informieren Sie sich über die Aitracher Windkraftpläne der ENBW, die Ihnen die Gruppe Evers, „Forum Energiedialog Baden-Württemberg“, sowie weitere in den Diensten der Energiewirtschaft oder der Staatsdoktrin stehende Personen nahebringen wollen. Behalten Sie Ihr kritisches Urteilsvermögen, auch wenn Sie Medienprofis gegenüberstehen, die alle Tricks der Indoktrination beherrschen. Bedenken Sie, dass die Interessen der ENBW keineswegs deckungsgleich mit den Interessen der Gemeindebürger sind. Projektierer wollen ihre Pläne gewinnbringend umsetzen. Warum sollen nicht, wie vor Jahren in Aichstetten und Bad Waldsee oder Beuren bei Isny kritische Bürger das Ruder herumreißen und Bürger und Gemeinde vor Schaden bewahren? Auch hier drohten die Bürgermeister den Schalmeienklängen der Windkraftprojektierer zu erliegen. Ist der Erhalt Ihrer einmaligen, schützenswerten Erholungslandschaft auch für die nachfolgenden Generationen nicht wichtiger als die Verwirklichung ideologisch verbrämter finanzieller Vorstellungen zur Gewinnmaximierung bei der hemmungslosen Ausbeutung unserer Landschaft. Gemeinderäte und Gemeinderätinnen tragen hier eine hohe Verantwortung. An diese werden sie zeitlebens zu erinnert werden.

Hans-Joachim Schodlok
Bürgerinitiative Landschaftsschützer Oberschwaben/Allgäu e.V.
Bad Wurzach

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